es fällt uns nicht leicht, diese Nachricht zu schreiben. Schweren Herzens haben sich Father Jacob und sein Team nach Abstimmung mit uns entschlossen, das Mädchenheim Jnanpeet zu schließen.

Father Jacob teilte uns diesen Vorschlag von Samhathi India sehr kurzfristig mit. Als Hauptgrund nannte er, dass zwölf Mädchen sich am Ende der Ferien aus dem Heim abgemeldet und sich nur sehr wenige neue Mädchen angemeldet haben.

Als wesentlicher Grund für das mangelnde Interesse der Mädchen an dieser Art der Förderung vermutet Father Jacob die sich ändernde Situation in Kerala. Immer mehr Familien gehe es wirtschaftlich etwas besser. Dazu kommt das Problem, dass ein neues Gesetz die Elternrechte sehr stark eingeschränkt und den Kindern viel Freiheit gegeben hat. Eigentlich zum Schutz der Kinder gedacht, zeigt sich als unerwünschte Nebenerscheinung, dass die Kinder jetzt lieber zu Hause bleiben und ihre Freizeit genießen, statt sich in einen engen Stundenplan, wie den im Heim, einzufügen. Damit wäre die Zahl der Heimbewohnerinnen auf etwa 25 gesunken. Die laufenden Kosten benötigen aber eine Zahl von über 60 Kindern, die von Paten unterstützt werden, damit es sich trägt.

Wir können momentan nur darüber spekulieren, ob und inwieweit auch andere Gründe eine Rolle bei dieser Entwicklung spielten. So hat sich seit der Regierung Modi die christenfeindliche Haltung sehr verstärkt. Die neue Gesetzeslage zum Schutz der Kinder wird so auch dazu verwendet, mit falschen Beschuldigungen Gelder zu requirieren oder Personen und Institutionen zu diffamieren, was Christen leider in besonderem Maße trifft. Es ist daher aktuell ohnehin schwer, Lehrer zu finden; eine besondere Angriffsfläche bietet aber Father Jacob mit seinem großen sozialen Engagement – und somit Samhathi in der Gesamtheit, da wir großen Wert darauf legen, sowohl Christen wie auch Moslems und Hindus zu helfen.

Fast alle Mädchen bleiben nun wieder bei ihren Familien, und viele besuchen weiterhin die gleiche Schule wie im vorigen Schuljahr.  Für die 34 Jugendlichen, die schon jetzt nicht mehr im Heim wohnen (Schülerinnen der letzten 2 Klassen und Studierende) ändert sich nichts.

Gemeinsam mit Father Jacob überlegen wir, wie wir weiterhin, auch unter erschwerten Bedingungen, die sinnvolle Arbeit weiterführen können, die Samhathi leistet. So denken wir gerade über eine Fortsetzung der Förderung der bisher im Heim wohnenden Mädchen an den Wochenenden und in den Ferien sowie eine finanzielle Unterstützung der Eltern nach.

Von unserer Seite „parken“ wir aktuell die eingehenden Spenden der Paten auf dem Konto für den „Study Fund“. Mit dieser Einrichtung, die sich schon seit Jahren bewährt hat, werden Jugendliche unterstützt, die eine weiterführende Bildungseinrichtung (z.B. eine Universität oder ein College) besuchen. Die MIC-Paten werden nach der Urlaubszeit per Post benachrichtigt, um das weitere Vorgehen mit ihnen abzuklären.

Jedenfalls danken wir allen sehr herzlich für ihre Unterstützung! Wir sind überzeugt, dass sie dadurch entscheidend zum schulischem Erfolg der Mädchen beigetragen und ihnen weitere Türen im Leben geöffnet haben.  Sie können sich auch sicher sein, dass die gute Arbeit von Samhathi nach wie vor das Leben von Tausenden von Menschen in Kerala berührt und verbessert!

Gerda Madl und Elfi Siegert

(Team MIC bei Samhathi)