“As long as we are convinced of our intentions and goals we shall keep going and, if required, keep fighting … somtimes it is just part of Samhathi’s life to grow amidst stringent opposition …“
Father Jacob, Samhathi Indien
Auf Deutsch: „Solange wir von unseren Absichten und Zielen überzeugt sind, werden wir weiter machen und, falls nötig, auch weiter kämpfen … manchmal ist das eben einfach ein Teil des Lebens von Samhathi – zu wachsen trotz großer Widerstände…“ Was Father Jacob in seiner Mail vom März 2021 hier abschließend über den Konflikt mit dem neuen Bischof schreibt, kann man sicher auf die gesamte momentane Situation beziehen. Zu den normalen Herausforderungen der Hilfs- und Entwicklungsprojekte von Samhathi kommen die Auswirkungen der Coronapandemie, der zunehmende Druck der hindu-nationalistischen Zentralregierung und nun die Anfeindung einiger Priester in der Region und wohl auch des neuen Bischofs.
Wie Jacob schreibt, sind ihnen vor allem die erfolgreichen und expandierenden Projekte der People’s Bank und des Bildungsprogramms ein Dorn im Auge. Die neue Politik der Zentralregierung zwingt alle NGOs, für ihre Überweisungen aus dem Ausland spezielle Konten bei der Zentralbank in Neu-Delhi zu eröffnen. Die Regierung will so den Geldfluss besser kontrollieren können. Wir alle hoffen, dass dies zu keinen neuen Problemen mit unseren Spendengeldern führen wird. Petra Hanrieder-Böld, unsere Kassiererin, kümmert sich engagiert um diese schwierigen Angelegenheiten. Danke dafür sowie für die gesamte Finanzverwaltung einschließlich der Spendenquittungen!!
Seine feste Entschlossenheit, mit dem großen Gesamtprojekt Samhathi fortzufahren, gründet Father Jacob auf die umfangreichen Erfahrungen seines langjährigen und loyalen Teams, auf die Gnade Gottes und auch auf die starke Unterstützung aus Deutschland und Österreich.
Mit diesen Verbündeten im Rücken ist er überzeugt davon, die Widerstände überwinden zu können, ohne sich unnötig Sorgen zu machen.
Bericht über die Arbeit von Samhathi Deutschland
Wir vom Team Samhathi Deutschland bewundern diese feste Haltung und bemühen uns, in unserer Unterstützung nicht nachzulassen. Zugegeben, neben Beruf und Familie ist er ehrenamtliche Einsatz für Samhathi schon „Arbeit“. Doch immer wieder erreichen uns anerkennende Kommentare unserer Mitglieder und Sponsor:innen sowie sehr positive Reaktionen auf unsere Initiativen. Nur zwei Beispiele: Die Zahl der Spendenboxen für Lebensmittelpakte für chronisch Kranke im CBPC Programm in deutschen Geschäften, Apotheken usw. wächst, und letztes Jahr konnten wir etwa 2000 Euro hierfür überweisen. Ein schöner Betrag! Überwältigend war die Reaktion auf die zehn neuen Familien, für die wir im MIF Programm nach Pat’innen suchten. Sofort übernahmen fast alle Unterstützenden, deren bisherige Familien aus dem Programm genommen worden waren, eine neue Familie. Innerhalb einiger Wochen konnten wir Sponsor:innen für den Rest finden. Großen Dank an alle!!
Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg bei der Suche leistete unser Newsletter, der inzwischen über 100 Personen erreicht. Unserem Teammitglied Martina Pahr gebührt hier unsere große Anerkennung und unser Dank für ihre zuverlässige und kreative Arbeit.
Martina engagierte sich auch sehr im Zusammenhang mit einem neuen Plan Father Jacobs: es geht um die Ausbildung indischer Jugendlicher – zumeist ehemalige MIC Kinder – zu Krankenschwestern und Pflegern in Deutschland. Jacob macht sich große Sorgen um die Zukunft der christlichen Minderheit und meint, dass diese Ausbildung zumindest einigen jungen Leuten aus dem Umfeld Samhathis eine gute Ausbildung und sichere Anstellung garantiert. Er kümmert sich gerade bei der ersten Gruppe der Ausgewählten um die Deutschkurse. Martina half bei den Kontakten zu einer deutsch-indischen Agentur, die sich um die Ausbildung und kulturelle Integration kümmert. Im weiteren Verlauf des Projekts und bei der Betreuung der jungen Leute wird Samhathi Deutschland allerdings keine tragende Rolle spielen können. – dies würde einfach unsere Möglichkeiten überfordern.
Corona hat Vorstandstreffen und eine Jahresversammlung in Präsenz verhindert. Doch zum Glück konnten wir im Team uns per Skype besprechen sowie durch viele Telefonate und noch mehr Mails in Kontakt bleiben. Unsere traditionellen Patenschafts-Programme wie My Indian Family (MIF), My Indian Child (MIC) und My Indian Patient (MIP) laufen somit weiterhin in geordneten Bahnen. Doch sind die Wartelisten für diese Hilfsprogramme immer noch lang. Wer also jemanden kennt, der sich eventuell für eine Patenschaft interessiert, ist herzlich eingeladen, diese Person anzusprechen und wegen weiterer Informationen an uns zu verweisen.
Eine sehr positive Sache in den vergangenen Wochen war unsere Corona-Nothilfeaktion. Father Jacob gab uns auf unsere Anfrage umfassende Informationen über die schlimme Lage und die Hilfsaktion von Samhathi India zu Gunsten der Armen. (Mehr dazu im folgenden Bericht über Samhathi India.) Die traf uns sehr. Der Aufruf zu Spenden vor allem über unseren Newsletter führte zu Spenden in Höhe von fast 4500 Euro. Ohne jemanden der anderen freigiebigen Spender:innen zurücksetzen zu wollen möchten wir uns im Besonderen bei Heike Cossu mit den Damen ihrer Yoga-Einrichtung in Ulm bedanken. Vielen herzlichen Dank für eure Spende von fantastischen 1000 Euro! Und ebenso großen Dank an alle Spenderinnen und Spender!
Diese Aktion bot auch eine günstige Gelegenheit, mit einem großen Artikel in der Landshuter Zeitung, immerhin das wichtigste Blatt in der gesamten Region um Landshut, an die Öffentlichkeit zu treten. Neben dem Aspekt Corona-Nothilfe wurde umfangreich über die Patenprojekte sowie den grundsätzlichen Ansatz der Arbeit von Samhathi berichtet. Weitere Artikel sollen folgen. Schön ist hierbei auch die Vernetzung der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Newsletter und unserer Homepage.
Bericht über die Aktivitäten von Samhathi India
Situation in Kerala
In diesem und dem vergangenen Jahr musste Samhathi India sich mit mehreren gleichzeitigen Bedrohungen auseinandersetzen. Die Corona-Pandemie führte neben der Erkrankung und auch dem Tod vieler in Kerala zu mehreren Phasen eines harten Lock-downs. Dies bedeutete für viele, besonders in den einfachen Tätigkeiten, den sofortigen Verlust von Arbeit und Einkommen. Besonders bedrohlich für viele sind starke, oft tödliche Lungenentzündungen, nachdem die direkte Coviderkrankung überwunden scheint.
Father Jacob – und wir alle – ist sehr dankbar, dass bisher nur sechs Mitarbeiterinnen an Covid erkrankten und inzwischen wieder gesund sind.
Die Arbeit der Organisation ist natürlich stark – zeitweise sehr stark – eingeschränkt. Oft konnten die Aktiven von Samhathi ihre Wohnungen oder Wohnviertel kaum verlassen, um ihren Funktionen in den Projekten zu erfüllen. Informationsveranstaltungen, Schulungen, größere Besprechungen und Aktionen waren verboten. Was möglich war, wurde per Internet gemacht.
Verschärft wurde die Notlage noch durch das Zusammentreffen starker Monsunregen und der Überflutungen der Küste durch den Tornado Tanktae. Häuser, Gärten, Felder, Boote und Fischernetze wurden zerstört.
Corona-Hilfsaktion in Kerala
Seit Beginn der Pandemie hilft Samhathi durch die Verteilung von Lebensmittelpaketen (Wert etwa 18 Euro) an die ärmeren Familien. Father Jacob schreibt, dass in 39 Dörfern der Region solche Hilfsaktionen durchgeführt werden. Insgesamt 1500 Familie und Einzelpersonen soll monatlich damit geholfen werden. Ergänzt werden diese durch die Verteilung von Desinfektionsmitteln, Handschuhen und Masken (10 Euro; berichtet wird von 8000 Sanitärpäckchen) sowie die Kostenübernahme für den Internetzugang im Onlineunterricht (3 Euro/Monat; Berichtet wird von bis zu 2700 bedürftigen Schüler:innen). Wir freuen uns, dass unsere Spende hier einen Beitrag leisten konnte.
Die bisherigen Projekte konnten fortgesetzt werden, wenn auch oft unter sehr schwierigen Bedingungen. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Palliative Care (CBPC): Ungefähr 1600 Patient:innen wurden medizinisch betreut. Neben den zwei fest angestellten Krankenschwestern waren vier Ärzte, vier weitere Schwestern und gut 200 Freiwillige Helfer:innen engagiert. Die Kosten trägt ein Netz von Sammelbüchsen, die in 3800 Läden Keralas aufgestellt sind.
Volksbank (Jnanpet Nidhi Limited): Die Bank machte in ihren verschiedenen Bereichen (Einlagen, Sparprogrammen) Krediten) einen Umsatz von etwa 6 Millionen Euro. Etwa 24.000 Familien machen Einlagen, bzw. erhalten Kredite. Im Jahr 2020 allein bekamen 3700 Familien fast kostenfreie Kredite, weil durch Corona ihre Einkommensmöglichkeiten wegfielen.
MIF: 340 Familien werden gegenwärtig unterstützt. 63 davon von deutschen Paten und Patinnen.
MIC: 114 Schüler:innen erhalten Unterstützung. Coronabedingt erfolgt der Zusatzunterricht online. Einige Kurse konnten aber doch auf dem Campus abgehalten werden. Zur großen Freude der Kinder und Jugendlichen!
Die Zahl der Self-Help-Groups (1200) und der Organic-Farming-Self-Help-Groups (1300) ist immer noch groß. Doch sind diese nun selbständig und werden nur im Notfall noch von Samhathi betreut.
Study Centres: Die drei Study Centres konnten wegen Corona fast keine Veranstaltungen durchführen.
Higher Education Centre: Das ehemalige Mädchenheim Jnanpet wurde inzwischen umgebaut und dient nun als Bildungshaus. Es bietet Räume für den Unterricht, Arbeitsbereiche und Übernachtungsmöglichkeiten. Die neue Mensa und der Unterrichtsraum schauen ansprechend aus.
Im Jahr 2020 begann der erste Kurs mit 21 jungen Leuten, die auf eine Ausbildung und einen Beruf in Deutschland oder Großbritannien vorbereitet werden. Neben Sprachkursen (oft auch online) werden Themen wie Selbstmanagement, Kultur und Lebenswelt in Europa behandelt. Samhathi India erhofft sich von diesen Berufsweg große Vorteile für diese jungen Menschen wie auch für ihre armen Familien. Father Jacob spricht von 200 Schüler:innen und 80 Krankenschwestern und -pflegern, die sich zu solchen Kursen angemeldet haben.
Für über 800 Schüler:innen wurden trotz Corona Informationsveranstaltungen über Bildungs- und Berufswege abgehalten.
Das Team von Samhathi Deutschland dankt nochmals allen Mitgliedern, Pat:innen und Spender:innen für ihr Interesse und ihre Unterstützung!!
Wir wünschen Ihnen ein gutes Jahr, gute Gesundheit und die Rückkehr zu einem „normalen“ Leben. Wir wissen, ein wirkliches „Zurück“ gibt es nicht. So hoffen wir Ihnen, euch und uns selber, das kommende Gute mit neuen, wertschätzenden Augen sehen zu können.
Elmar Weber
im Namen des Teams
von Samhathi Deutschland