„Erfolgsgeschichten“ nennt Father Jacob, der Leiter von Samhathi India so etwas und genau das ist es. Bismi Siyadh (24) arbeitet seit November 2018 als Krankenschwester in einer modernen Reha-Klinik im Odenwald. Sie sagt, eine Arbeitsstelle im Ausland sei schon seit über 10 Jahren ihr sehnlichster Wunsch gewesen. Dabei hatte es in Bismis Kindheit nicht ausgesehen, als wenn das Leben ihr irgendwelche Wünsche erfüllen würde.

Als sie 10 Jahre alt war verließ ihr Vater seine Frau mit drei Kindern und verschwand. Ohne Ausbildung, ohne Unterstützung und vom Dorf geächtet musste Bismis Mutter in den Häusern besser gestellter Familien putzen, um sich und ihren Kindern ein kärgliches Überleben zu sichern. Hunger, Abhängigkeit und Not waren ihr Alltag. In dieser Zeit hörte Bismi von Father Jacob, seiner Organisation Samhathi und dem Kinderheim Jnanpeet. Sie ging dort hin, weil sie sich ein geordnetes, sicheres Leben und schulische Förderung erhoffte. Genau dies erhielt sie und nach einem erfolgreichen höheren Schulabschluss konnte sie die Aufnahmeprüfung zur Ausbildung als Krankenschwester bestehen. Bismi ist überzeugt, dass ihre erfolgreiche Ausbildung nur möglich war, weil sie im Kinderheim neben der schulischen Förderung auch sehr viele Veranstaltungen zur Persönlichkeitsbildung und Berufsorientierung geboten bekam. So nebenbei erzählte sie, dass sie für ihre Ausbildung in einem anderen Bundesstaat eine weitere indische Sprache erlernen musste. In dieser Zeit wurde Bismi durch den Samhathi Study Fund unterstützt und durch Father Jacob beraten.

Diese klare Orientierung, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen zeigten sich auch in der Art wie sie ihren nächsten Lebensabschnitt anging. Sie sagt, sie wollte nie wieder die Abhängigkeit und Not ihrer Mutter und eigenen Kindheit erleben. Nach ihrer Rückkehr nach Kerala arbeitete sie zuerst als Präfektin im Mädchenheim von Samhathi – bis zu dessen Schließung. In dieser Zeit nahm sie Kontakt zum Goetheinstitut in Trivandrum auf und begann einen sehr intensiven Deutschkurs. In weniger als einem Jahr lernte sie so gut Deutsch, dass sie eine deutsche Arbeitserlaubnis als Krankenschwester erhalten konnte. Durch die Vermittlung eines indischen Pfarrers, der im Odenwald arbeitet, bekam sie einen Arbeitsvertrag mit einer dortigen Reha-Klinik.  

Elmar Weber, Vorsitzender von Samhathi Deutschland, und seine Frau Maria kennen Bismi seit Jahren von ihren Besuchen in Kerala und hielten seither Verbindung zu ihr. Bei einem Besuch im Odenwald stellten sie erfreut fest, dass Bismi es nicht hätte besser treffen können. Die Wertschätzung der Klinikleitung für ihre kompetente Arbeit und liebevolle Art beeindruckten die Besucher von Samhathi Deutschland sehr. Pflegerische Tätigkeiten sind für eine in Indien ausgebildete Krankenschwester jedoch neu, da diese dort nur für den rein medizinischen Bereich zuständig ist. Auch diese neue Herausforderung meisterte Bismi. Sie beabsichtigt etwa fünf Jahre in Deutschland zu arbeiten um anschließend nach Indien zurückzukehren und den dortigen Gesundheitsbereich zu unterstützen. Wir wünschen ihr weiterhin alles erdenklich Gute und freuen uns, dass Samhathi ihr wichtige Hilfen und Impulse für ihren Lebensweg geben konnte!